Lernkarten bieten eine spannende Möglichkeit, Lernprozesse visuell zu gestalten und Schüler*innen aktiv in den Unterricht einzubeziehen. Anders als herkömmliche Karteikarten stellen die hier beschriebenen Lernkarten keine Textkarten, sondern visuelle Grundlagen für Lernpfade oder Lernumgebungen dar. Solche grafischen Karten eignen sich besonders gut, um adaptive Lernpfade zu schaffen, Inhalte strukturiert aufzubereiten oder den Sprachunterricht zu unterstützen. In diesem Artikel zeigen wir verschiedene digitale Tools, mit denen Sie grafische Lernkarten selbst gestalten können. Zusätzlich werden wir im nächsten Beitrag darauf eingehen, wie Sie diese Karten durch multimediale Inhalte weiter anreichern können.

Didaktische Grundlagen: Lernkarten als grafische Lernbasis im Unterricht

Digitale Lernkarten, die grafisch gestaltet werden, bieten Lehrpersonen eine Grundlage, Lernpfade und -umgebungen visuell zu strukturieren. Diese Karten fördern das selbstständige und entdeckende Lernen und sind besonders hilfreich, wenn Inhalte für verschiedene Lernniveaus differenziert werden sollen. Im Sprachunterricht können sie beispielsweise als visuelle Unterstützung zur Vokabelfestigung dienen, während sie im Sachunterricht Themengebiete wie Geografie oder historische Abläufe visualisieren.

Einsatzmöglichkeiten von Lernkarten:

  1. Adaptive Lernpfade: Karten können als strukturierte Lernumgebung dienen, in der Schüler*innen je nach Fortschritt oder Interesse neue Bereiche entdecken können.
  2. Strukturierung komplexer Themen: Durch eine grafische Aufbereitung können selbst komplexe Themen übersichtlich dargestellt und Lernschritte sinnvoll strukturiert werden.
  3. Sprachliche Förderung: Im Sprachunterricht können Karten zum Beispiel als visuelle Anker für Wortschatzübungen oder Erzählungen dienen.

Bezug zum Lehrplan 21
Diese Lernkarten greifen Kompetenzen aus dem Bereich Medienproduktion und -gestaltung auf. Darüber hinaus lassen sie sich leicht auf verschiedene Fächer wie Geografie, Geschichte oder Sprachen anwenden und fördern den Aufbau fachspezifischer sowie überfachlicher Kompetenzen, wie sie im Lehrplan 21 beschrieben sind.

Tools zur Erstellung von grafischen Lernkarten

Für die Gestaltung grafischer Lernkarten stehen eine Vielzahl von Tools zur Verfügung. Besonders interessant sind hier Plattformen, die es Lehrpersonen ermöglichen, Lernprozesse auf visuellen Karten darzustellen. Eine hervorragende Auswahl solcher Tools finden Sie auf Webseiten wie itch.io, die eine grosse Bandbreite an Anwendungen für die Kartenerstellung bieten. Hier sind einige Beispiele für Quellen solcher Karten.

  1. Itch.io: Dies ist eine Plattform für Gamedesign und der Nutzer «watabou» bietet beispielsweise einfache, aber vielfältige Tools zur schnellen Erstellung von Stadt-, Labyrinth- und Inselkarten. Diese können als Grundlage für eigene Lernpfade verwendet werden.
  2. Dungeon Scrawl: Ein weiteres Tool zur Erstellung von Labyrinth- oder Dungeon-Karten, das für interaktive und explorative Lernaufgaben ideal ist.
  3. Inkarnate: Eine Plattform, die detaillierte Karten mit hoher grafischer Qualität ermöglicht, ideal für die Visualisierung komplexer oder weitläufiger Themen (Freemium).

Tiled: Eigene individuelle Karten mit Tilesets gestalten

Tiled ist ein flexibles Tool zur Erstellung von grafischen Karten auf Basis von Tilesets – kleinen „Bausteinen“, die individuell zusammengestellt werden können. Lehrpersonen können mit Tiled nicht nur visuelle Lernpfade gestalten, sondern auch die Basis für interaktive Umgebungen schaffen, die an das Lerntempo und die Interessen der Schüler*innen angepasst sind. Diese Karten sind ideal für den Einsatz im Sach- oder Geografieunterricht, da sie eine flexible und ansprechende Basis für die Themenbearbeitung bieten.

Einsatzmöglichkeiten im Unterricht:

  • Lernpfade erstellen: Lehrpersonen können mit Tiled ansprechende Lernumgebungen schaffen, die Schüler*innen selbstständig erkunden können.
  • Visualisierung komplexer Inhalte: Themen wie historische Abläufe oder geografische Karten lassen sich strukturiert und anschaulich darstellen.

Hinweis: In einem weiteren Video wird gezeigt, wie die Karten, die mit Tiled erstellt wurden, auch in der Plattform Gather.Town eingesetzt werden können, um Schüler*innen ein interaktives und immersives Lernerlebnis zu bieten. Gather.Town kann jedoch auch unabhängig genutzt werden und ist ideal für kollaborative Lernprojekte. Es ist ein digitales Kommunikationstool, welches kreativ genutzt werden kann.

Praktische Tipps zur Gestaltung grafischer Lernkarten im Unterricht

Für die optimale Nutzung grafischer Lernkarten im Unterricht sind einige didaktische Überlegungen zu beachten:

  1. Klarheit und Übersichtlichkeit: Achten Sie darauf, dass die Karten nicht zu komplex werden und die Schüler*innen den Überblick behalten können. Strukturierte Lernpfade sind besonders für jüngere Schülerinnen wichtig.
  2. Anpassung an das Lernniveau: Die Karten sollten so gestaltet sein, dass sie den Leistungsstand und die Interessen der Schüler*innen berücksichtigen. Komplexere Karten eignen sich für ältere Jahrgänge, während einfache Layouts für Grundschülerinnen ideal sind.
  3. Interaktive Elemente hinzufügen: Wenn möglich, integrieren Sie interaktive Elemente wie Aufgaben oder Quizfragen, um das selbstständige Lernen und die aktive Teilnahme zu fördern (Praxisblog: Lernpfade gestalten, folgt).

Best Practices für den Unterricht

  • Differenzierung nach Leistungsniveaus: Erstellen Sie Lernkarten, die auf die Bedürfnisse verschiedener Lernniveaus eingehen, um alle Schüler*innen gezielt zu fördern.
  • Kooperative Projekte fördern: Nutzen Sie grafische Karten in Gruppenaktivitäten, um das kooperative Lernen zu stärken und Schüler*innen die Möglichkeit zu geben, ihre Ideen einzubringen.

Bezug zu überfachlichen Kompetenzen im Lehrplan 21
Die Gestaltung und Nutzung digitaler Lernkarten unterstützt nicht nur fachspezifisches Wissen, sondern fördert auch überfachliche Kompetenzen. Die Schüler*innen entwickeln digitale Kompetenz, erwerben kreative Problemlösungsfähigkeiten und lernen den selbstständigen Umgang mit digitalen Medien.

Ausblick

Dieser Artikel hat gezeigt, wie Sie grafische Lernkarten für den Unterricht erstellen können. Im nächsten Artikel werden wir darauf eingehen, wie diese Karten durch multimediale Inhalte ergänzt werden können. Dabei werden Tools wie ThingLink und Genially vorgestellt, die es ermöglichen, die Karten mit Videos, interaktiven Elementen und weiteren multimedialen Inhalten zu versehen, um das Lernerlebnis für Schüler*innen noch interessanter und abwechslungsreicher zu gestalten. Lassen Sie sich überraschen, wie einfach es sein kann, kreative und multimedial gestaltete Lernumgebungen für den Unterricht zu schaffen!